Einmal noch hieß es antreten zum Stechen und Hauen beim letztrundigen Buhurt der Oberliga Süd-West, Caissas Huld zu erstreiten.
Dem Tanze in der pfälzischen Siedlung Frankenthal aufzuwarten, traf die Altenkirchener Zunft der Schachspieler dort auf die edle Ritterschaft der merowingisch-fränkischen Legation der Gau-Algesheimer Komturei.
Wir, die wir, wenn ich mich des ehrwürdigen Skatjargons entlehne, ohne drei antraten, [eigentlich ohne vier so ich mich da mitzählen darf] da sowohl Andreas, als auch Max und Reiner, sich unterschiedlichen Widrigkeiten des Dasein stellen müssen, [auf diesem Wege, und ich spreche sicher für die gesamte Mannschaft, auf der Reise die wir das Leben nennen, wünsche ich aus tiefst Herzengrün Euch allen Dreien fürderhin eine wohle Fahrt], sahen uns trotz des tapferen in die Bresche schlagen der kampferprobten Recken Johannes und Stephan gezwungen, das erste Brette kampflos der werten Gegnerschaft zu überlassen.
Da indes die Tabellensituation der zweiten Bundesliga uns hold erschien, brauchte es allerdings auch kein Stechen “à l’Outrance”, es langte uns ein genügsames Fügen nach dem Erlass des erst kürzlich 1292 in Kraft getretenen Statutum Armorum, welche bekanntermaßen ein Abstumpfen der Waffen streng vorschreibt, dieses mir bei meinem schneidigen Wachzustand einer mehr als ausreichenden 50-minütigen Schlaferholung des Nachts gar köstlich zu Gemüte stand, erreicht ich doch ungeahnte Höhen geistiger Stumpfheit… [in diesem Zusammenhange, sollte das artige Oberligageplänkel nächste Saison nicht grade zu US-Meisterschaftszeiten stattfinden, sehe ich mich wohl oder übel gezwungen vollends drauf zu verzichten, da eine Frau in meinem Alter doch schon mindestens 63 oder gar 64 Minuten Schlaf benötigt um repräsentativ aufrecht zu kriechen].
Wie auch immer, jedenfalls steht es kurz nach dem Anritt Eins zu Null für die Gaulinge, welches sich nach einem recht eigentümlich anmutendem Vorfall zu einer Zwei zu Null Führung ausweitete.
Wie wohl allgemein bekannt, schreibt das Statutum Armorum unter anderem ebenfalls einen jeglichen Verzicht auf elektronische Knappschaft vor, indes…betrachten wir uns die Zeitlupe des Geschehens, so sehen wir einen solchen elektronischen Schildträger am achten Brette beim verehrten Junker Friedrich emsig zu Diensten, welcher allerdings, so ich die Dinge recht interpretiere, den Insulingehalt des Blutes brav reguliert. Doch ob des Anblickes dieses modernen Teufelszeugs und des damit einhergehenden Unwissen zu welch garstig Hexenwerk dies imstande, erhitzte sich das Gemüt von Bruder Stephan dergestalt, dass er sich außerstande sah die Partie, welche bis dahin eine derartige bleierne Schwere ausstrahlte, dass man sich hüten musste nicht etwa in die Gravitationsuntiefen derselben zu versinken, schlussendlich zu Ende zu führen. Mein aufrichtiges Beileid zu diesem grämlichen Erlebnis, lieber Frater Stephan, doch denke ich mir den wackeren Junker Friedrich als einen redlichen Zeitgenossen, welcher rechtschaffen seine Waffen zu führen weiß und sonder böser Machenschaft.
Direkt am Nebenbrette Sieben zelebrierte Mitstreiter Johannes ein Vaubansches Belagerungsverfahren wie aus dem Bilderbuche, die Scharmützel auf dem Schlachtfeld des Brettes verfolgend, erinnerte ich mich sogleich an die Belagerung von Neuss durch die Burgunder, so lebendig, als wären es erst grade 545 Jahre her. Über dem Zwerchwall durch die von gegnerische Mineure angelegten Stollen preschend, zernierten die beherzten Ritter des Erzbischoffes Ruprecht von der Pfalz die Neusser Feste bis zur völligen Lähmung der Städtischen Streitmacht, solchgestalt sich zur Übergabe derselben dem ehrvollen Kämpe Grieb kein anderer Ausweg bot.
Fürwahr ein heroischer erstrittener Sieg seitens Recke John epischen Ausmaßes.
Ferner sahen wir einen stolzen und glorreichen Feldzug der Kaiserlich-Martinschen Truppen an Brett Fünf gegen das Landesaufgebot des ehrwürdigen Meister Meyer, welcher an brachialkruder Lyrik und angemessener Gewalttätigkeit kaum zu wünschen übrig ließ, überrannten die kaiserlichen Lehnsleuten doch gutmütig brandschatzend die gegnerischen Schanzen auf das Herrlichste, die brachgelegte Festung wohlwollend auf die Grundmauern schleifend, sodass die unverzagten Skakmaten hier ebenfalls in den Genuss der ruhmreichen Lorbeerkranzigkeit kamen.
Welch lieblich Spektakel eines mitreißenden Saltarellos der Bergfriede sahen wir an Brett Vier zwischen den Recken Holger und Frede, die der edle Ritter der Turmendspiele, Eques turris Holgerus, nach einer galant verwegenen Umgarnung des Mittel[alter]spieles zu einem friedvollen Ende führte, zu welchem es fraglos ob der mannigfaltigen Gewinnmöglichkeiten eines erlauchten und weisen Eingeweihten der hohen Geheimnisse des Turmtanzes gehörte; unbedarftere und gleichfalls vielleicht ein wenig naivere Geister im verständlichen Irrtume der Einfachheit der Lage geblendet, gewännen verzweifelt aus dröger Einfallslosigkeit schnöde die Partie, aber freilich nicht der kunstsinnende Meister H, dem dergleich profane Banalitäterschaften weit unter seiner Würde. 😉
Brett Fünf, nein Drei, verunglimpfte ich höchstselbst als Ritter der Kokosnuss, gedanklich hauptsächlich damit beschäftigt wie man mittels Tütenaufblasen Erdbeben verhindern kann und über die Bananenförmigkeit der Erde sinnierend…zwischendurch bekam ich im sechsten Zuge eine von mir nie gesehene Idee kredenzt, welches ich in meiner gewieften Art zum Anlass nahm fortan in eine schlechtere Stellung zu geraten, nur um am Ende zu sehen wie das Killerkaninchen gemeine Sache mit sämtlichen schwarzen Schwerfiguren macht und in meinem so netten und beschaulichem Schlosse Dosenschreck erfrischend verwüstend Ungemach bereitet, seufz. Doch zu diesem Zeipunkte flogen meine Gedanken schon längst wie europäische oder halt, doch eher wie afrikanische Schwalben gen Camelot und alles ward gut…bis vielleicht auf den Fernsehempfang*tilt*
Wie auch immer, Traditionen gilt es schließlich zu wahren und so blieb ich immerhin meiner treu, ständig und schon aus Prinzip immer und überall gegen die Gaumaten zu verlieren. Glückwunsch also an Meister Kling.
Blieben demnach noch zwei Partien; derweil der unbeugsame Kämpe Thomas heldenhaft an Brett Sechs nach einer verzwickten Turnei gegen die massiv anrückenden Reiterschaften seines ehrenvollen Gegners Erlekam mit einer Minusqualität eisern standhielt, sah sich Meister Claude am zweiten Brette wie weiland 1525 Kurfürst Ludwig V. einem Bauernaufstand des Gegners Karsay gegenüber, welchen er aber verständnisvoll, behutsam und ganz tyrannisch gleichsam dem Blutbade der Schlacht bei Pfeddersheim im gleichen Jahre, [wer erinnere sich nicht daran?] vorsichtig und rücksichtsvoll ein ausuferndes Massaker veranstaltend, niederschlug.
Somit klang die laaaangelaaangelange Oberligaodyssee mit einem alles in allem recht gemächlichem Mannschaftsremis aus, bei den beteiligten Mannen die ersehnte Sommerpause einläutend, daher packe ich nun auch meinen Bikini ein und wünsche euch was, servus!
2 thoughts on “Âventiure und Tjost in der Pfalz Gevierte”
Wie immer sehr schön my Lord! 😉
schmelz